Von Addis Abeba zu Bosch nach Leinfelden
Sofoneas Getachew
Sofoneas bekam durch das Programm „Afrika kommt!“ eine große Chance: Der Äthiopier verbringt acht Monate im Ausland bei Bosch Power Tools. Die Initiative bereitet Young Professionals aus Subsahara-Afrika auf Führungsaufgaben in ihrer Heimat vor.
„Mein Deutsch ist noch nicht gut, aber ich übe jeden Tag“, sagt Sofoneas. Er kommt aus Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens. Für insgesamt acht Monate arbeitet er bei Bosch Power Tools in Leinfelden. In dieser Zeit lernt er die Landeskulturen und die Arbeitskultur von Bosch kennen. Möglich ist das, weil er am Programm „Afrika kommt!” teilnimmt, das der ehemalige Bosch Aufsichtsrat, Tilman Todenhöfer, vor mehr als 10 Jahren ins Leben gerufen hat. Neben Bosch sind noch weitere Unternehmen an der Initiative beteiligt, die von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) koordiniert wird.
„Afrika kommt!” bedeutet: Afrikas Zeit ist gekommen
„Ein wichtiges Ziel von „Afrika kommt!” ist die Ausbildung von Young Professionals aus Subsahara-Afrika für zukünftige Fach- und Führungsaufgaben im Hinblick auf eine Übernahme in das Afrika-Geschäft der teilnehmenden Unternehmen“, erklärt Hartwig Löffler. Er ist Zuständiger bei Bosch Power Tools und einer der Organisatoren des Projekts. Die deutsche Wirtschaft verspricht sich motivierte Mitarbeitende, die über Erfahrung in deutschen Unternehmen verfügen und Know how bezüglich Wirtschaft, Kultur und Politik in der Subsahara-Region haben. Jedes Jahr bewerben sich mehr als 5 000 Interessierte auf die 30 bis 40 Plätze.
Zusage pünktlich zum Geburtstag
Nach der Schule studierte Sofoneas Business Administration und Information Systems in Äthiopien. Im Anschluss ging es für ihn aber zunächst in eine andere Richtung: „Ich wollte mich danach freiwillig engagieren, der Gesellschaft etwas zurückgeben“, sagt er. Vier Monate verbrachte er deshalb als Entwicklungshelfer in Malawi. Rund zwei Jahre später, er arbeitete inzwischen bei einer IT-Firma, teilte jemand in der Alumni-Gruppe der Freiwilligen den Link zum Bewerbungsportal von „Afrika kommt!”. „Ich dachte mir: Das klingt perfekt. Allerdings habe ich die Bewerbung erst in letzter Minute abgeschickt“, sagt Sofoneas. Dafür mit Erfolg: Nach seiner Teilnahme am Assessment Center in Kenia kam an seinem Geburtstag eine E-Mail aus Deutschland – die Zusage für das Programm.
Neue Herausforderungen, neue Kompetenzen
Bei Bosch Power Tools arbeitet Sofoneas in einem Key Account Management Team für die blaue Produktlinie Bosch Professional. „Ich merke, dass ich in meinem Team wachse: Hier lerne ich, in andere Richtungen zu denken, ich nutze neue Tools und erweitere dadurch meine Fähigkeiten.“ Der Äthiopier schätzt auch die Veranstaltungen, auf die er eingeladen wird und die Chancen, die er dadurch hat: „Auf den Firmenevents können wir unser Netzwerk erweitern. Das ist essentiell, um erfolgreich zu sein.“
Als jüngster Teilnehmer wurde Sofoneas zum Gruppensprecher unter den Teilnehmenden gewählt. Neben Arbeitserfahrungen sollen sie vor allem Spaß haben und das Leben in Deutschland kennenlernen. Die Gruppe besucht deshalb zum Beispiel Städte und Museen. Hinzu kommen Workshops und Sprachkurse, die sie belegen. Für Sofoneas war die deutsche Kultur allerdings nicht ganz unbekannt: „Ich hatte in Äthiopien viele deutsche Freunde, dadurch war ich schon etwas vorbereitet. Ein Freund von mir veranstaltet wöchentlich Couch Surfing Partys. Dadurch habe ich Leute aus der ganzen Welt kennengelernt. Das Land ist aber natürlich trotzdem neu für mich.“
Voller Pläne in die Zukunft
Schon jetzt hat sich vieles für Sofoneas verändert: „Ich bin weit weg von meiner gewohnten Umgebung, habe ein neues Land und neue Leute kennengelernt. Und daran bin ich gewachsen.“ Was seine Zukunft angeht, hat er klare Pläne. Wenn sein Auslandsjahr vorbei ist, würde er gerne weiterhin für Bosch arbeiten. „Dieses Unternehmen ist so groß, so vielfältig und eindrucksvoll. Hier bin ich mir sicher, viel Positives bewegen zu können.“