Von neuen Formen der Führung
Aline Deloire
Internationale Teams, flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege: Zusammenarbeit verändert sich – und damit auch die Rolle von Führung. Aline Deloire leitet ein globales Marketing Team bei Bosch und findet, dass Führungskräfte heute nicht mehr alleine entscheiden sollten.
Aline verantwortet bei Bosch Power Tools im Bereich Brand Management und User Marketing ein Team, das über die ganze Welt verteilt ist. Umso wichtiger ist es, die Mitarbeiter trotz der Entfernung zusammenzuhalten. Eine nicht ganz einfache Aufgabe, die Aline mithilfe neuer Führungsmethoden löst. „Wir sind in Deutschland ein 16-köpfiges Team, hinzu kommen etwa zwölf Mitarbeiter in verschiedenen Ländern. Diese Internationalität macht meinen Job so spannend, allerdings bringen die Entfernungen auch Herausforderungen mit sich. Beispielsweise, wenn es um die persönlichen Verbindungen zu und zwischen den Mitarbeitern geht – meiner Meinung nach ein wichtiger Faktor für gute Zusammenarbeit. Dazu zählt auch, mal über private Themen zu sprechen. In Zeiten von Video-Besprechungen ist das zum Glück trotzdem gut möglich.“
Führung im Wandel
Vorgesetzte sollten Mitarbeitern alle fachlichen Fragen detailliert beantworten können – so war die verbreitete Vorstellung noch vor einiger Zeit. Lange waren Führungsinstrumente stark prozessgetrieben und standardisierte Abläufe ließen wenig Platz für Vielfalt. Der rasante Wandel der Arbeitswelt, durch Veränderungen wie die Digitalisierung und Globalisierung, lässt diese starren Strukturen oft nicht mehr zu. „Um neuen Anforderungen gerecht zu werden, müssen Führungskräfte mehr und mehr die Rolle von Coaches einnehmen – also weniger kontrollieren. Lieber unterstütze ich meine Mitarbeiter dabei, ihr Potenzial auszuschöpfen und Entscheidungen zu treffen.“ Welche Eigenschaften eine gute Führungskraft heute mitbringen muss, ist für Aline deshalb klar: „Empathie und Begeisterung für Neues sind unverzichtbar. Ich muss andere Perspektiven nicht nur zulassen, sondern fördern, und bereit sein, neue Wege einzuschlagen. Und gleichzeitig ist die Vorbildfunktion wichtiger denn je. Ich kann von anderen keine Flexibilität und Offenheit verlangen, wenn ich das selbst nicht vorlebe.“
Der Mitarbeiter im Zentrum
„Die Experten verschiedenster Bereiche sitzen in den Teams selbst. Für mich ist es daher umso wichtiger, den Beitrag jedes Mitarbeiters zum großen Ganzen deutlich zu machen, Leitlinien zu definieren und wichtige Themen herauszuarbeiten.“ Viele der Methoden, die sie dafür anwendet, hat Aline in internen Weiterbildungsseminaren bei Bosch kennengelernt. „Zu Beginn bekamen wir Führungskräfte gemeinsam mit unseren Teams Coachings von externen Trainern, die uns den Einstieg in die Umsetzung der Methoden mit verschiedenen Übungen ermöglicht haben. Daneben besuchten wir viele Veranstaltungen und Formate wie Leadership Meetings. Dort konnten wir Führungskräfte best practices teilen, über Herausforderungen reden und uns darüber austauschen, was es heißt, agil zu führen. Außerdem habe ich mich auch privat viel mit Literatur zu diesem Thema beschäftigt. Die persönliche Motivation ist meiner Meinung nach sehr wichtig.“
Individual Development Dialogue
Eine der Methoden, die Aline in ihrem Team anwendet, ist „Individual Development Dialogue“ (IDD) – eine besondere Form des Mitarbeitergesprächs. „Dabei organisiert der Mitarbeiter unseren gemeinsamen Termin, sammelt davor Feedback von drei bis fünf anderen Kollegen. Dann unterhalten wir uns ausführlich, besprechen die Motivation, den persönlichen Beitrag und meine Einschätzung. Somit haben wir einen intensiven Austausch zwischen Mitarbeiter und Führungskraft, lernen uns besser kennen und holen das Beste aus der Zusammenarbeit und dem Menschen raus.“
Alines Team reagiert offen und neugierig auf die neuen Arbeitsweisen. „Sie sind auch geduldig, wenn mal etwas nicht gleich funktioniert. Dass die Mitarbeiter diese Veränderung mittragen ist notwendig, aber nicht selbstverständlich. Denn auch für sie kann es herausfordernd sein, wenn wenig definiert ist. Weil wir alle an einem Strang ziehen, haben wir mittlerweile aber vieles erreicht: Unsere Zusammenarbeit ist sehr transparent, wir wissen, wer gerade woran arbeitet, wo Hürden und Chancen für jeden Einzelnen und die Gemeinschaft sind. Und vor allem hat sich unsere Feedbackkultur und Selbstorganisation in den letzten zwei Jahren stark entwickelt. Es ist wirklich toll zu sehen, wie die Veränderungen wirken und umso mehr Spaß macht es, Neues auszuprobieren.“
Im Fokus
Aline Deloire
Vice President Brand Management and Digital, Bosch Power Tools & Head of Digital Unit Western Europe
Aline Deloire studierte in Frankreich und Deutschland Politikwissenschaften mit Schwerpunkt internationaler Handel und absolvierte einen MBA im Bereich Deutsch-Französisches Management. Nach einem Praktikum bei Bosch Power Tools in Leinfelden bei Stuttgart wurde sie übernommen und arbeitet dort mittlerweile seit über 20 Jahren. Nach verschiedenen Stationen innerhalb des Unternehmens verantwortet sie heute den Bereich Brand Management / User Marketing für Westeuropa, Japan, Südkorea und Australien. Kraft tankt sie bei ihrem liebsten Hobby Kochen: „Dabei kann ich mich richtig kreativ austoben und viel experimentieren. Und es ist gar nicht schlimm, wenn es auch ab und zu schief geht – wie bei so vielem, das man ausprobiert.“
Bosch Professional Produkte: Digitales Marketing für Profis
Gemeinsam vermarkten Aline und ihr Team bei Bosch Power Tools die Bosch Professional Produkte und Services. Um die Elektrowerkzeuge und die Angebote entsprechend zu bewerben, kreieren sie relevanten Content für Handwerker und verbreiten ihn zielgruppengerecht. „Wir produzieren zum Beispiel YouTube-Videos, in denen wir die Anwendung unserer Produkte zeigen, arbeiten mit Influencern, posten Inhalte auf Facebook und Instagram, erstellen Produktbilder und Texte für Online-Shops.“ Dabei legen sie viel Wert auf den Austausch mit der Zielgruppe, um nah am Anwender zu sein: „Wir besuchen zum Beispiel Handwerk-Events mit Digitalisierungs-Schwerpunkt. Dort zeigen wir unsere Angebote wie die Toolbox App direkt den Handwerkern und holen ihr Feedback ein.“