40 Jahre Bosch Airbag-Steuergerät
Wadym Suchowerskyj und Hanna Späth
Wadym Suchowerskyj war seit der ersten Stunde des Bosch Airbag-Steuergeräts für dessen Entwicklung zuständig. Heute, 40 Jahre nach Start der Serienfertigung, gibt er seine Erfahrung als Senior Experte an junge Kollegen wie Hanna Späth weiter. Sie ist als Produktmanagerin verantwortlich für das Airbag-Steuergerät der mittlerweile 12. Generation.
Es gibt Technologien, die unser Leben bunter machen, unterhaltsamer, einfacher. Und es gibt solche, die Menschenleben retten. Das Bosch Airbag-Steuergerät ist solch eine Technologie. 1980 hat Bosch weltweit das erste elektronische Airbag-Steuergerät in die Serienfertigung gebracht. Seit 40 Jahren kommt es in Fahrzeugen zum Einsatz, um im Falle eines Aufpralls schwere Folgen mit Verletzungen zu verringern oder gar zu verhindern. Das Airbag Steuergerät der ersten Generation konnte einen Airbag und Gurtstraffer für den Fahrer und optional für den Beifahrer ansteuern.
Heute kann das Airbag-Steuergerät der neuesten Generation bis zu 48 Rückhaltemittel ansteuern. Neben des Auslösens von Airbag und Gurtstraffer kann es damit auch zahlreiche weitere Funktionen wie die Türentriegelung aktivieren. In der winzigen Zeitspanne unmittelbar vor und während eines Unfalls erbringt das Airbag-Steuergerät somit Höchstleistung: Es entscheidet durch die Sensorik- und Auswertesysteme in Millisekunden, ob lebensrettende Maßnahmen ausgelöst werden müssen.
Die ersten Schritte bis zur Markteinführung
„Mir war damals noch nicht wirklich bewusst, welche Bedeutung diese Technologie eines Tages haben wird”, erzählt Dr. Wadym Suchowerskyj. Er übernahm 1977 als Ingenieur die Produktentwicklung des Airbag-Steuergeräts bei Bosch am Standort Schwieberdingen. Der Auftraggeber war Mercedes-Benz. Das Ziel war, mit der Entwicklung das damals noch hohe Verletzungsrisiko beim Autofahren zu verringern. „Für mich ging es zunächst um die Frage, wie die Zuverlässigkeit der Elektronik gesichert werden kann. Das war damals die größte Herausforderung – nämlich, dass das Steuergerät im Falle eines Unfalls tut, was es tun soll: Den Insassen schützen. Aber ansonsten soll es natürlich nie aus Versehen den Airbag auslösen.”
Zunächst arbeitete Wadym Suchowerskyj alleine an dieser Aufgabe, aber schon bald kamen die ersten Kollegen dazu. „Auf Grundlage unseres Konzepts entwickelten wir ein elektronisches Produkt nach allen Regeln der Kunst. Dafür mussten wir etliche Entwicklungen anstoßen und alle Funktionen in einen Chip integrieren.” Bald wuchs das Team auf rund 20 Personen, irgendwann waren in der gesamten Abteilung, die Wadym Suchowerskyj leitete, rund 40 Menschen beschäftigt. 1980 wurde das Ergebnis ihrer Arbeit schließlich in Serie gebracht: Das Airbag-Steuergerät der ersten Generation. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich es das erste Mal in der Öffentlichkeit gesehen habe, nachdem es auf den Markt kam. Das war in der Münchner Innenstadt, auf der Sendlinger Straße. Dort stand ein Auto am Straßenrand, ich habe reingeschaut und gesehen, dass ein Lenkrad mit Airbag darin eingebaut war. Wenn man vor Augen hat, dass man nicht einfach so vor sich hinarbeitet, sondern das Ergebnis der Arbeit im Alltag angewendet wird, ist das etwas wirklich Schönes.”
40 Jahre später
Heute arbeiten Bosch-Mitarbeiter noch immer an der stetigen Weiterentwicklung des Airbag-Steuergeräts. Eine von ihnen ist Hanna Späth. Am Standort Abstatt verantwortet sie das Produktmanagement: „Gemeinsam arbeiten wir daran, unser Produkt noch erfolgreicher zu machen – ob in der Entwicklung, im Vertrieb oder mit dem Kunden. Diese Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Stakeholdern macht mir extrem viel Freude.” Entsprechend besteht ihr Arbeitstag neben Projektsteuerung und Innovationsmanagement auch aus Kommunikation und der Arbeit in Teams. Auch in die Kommunikationsmaßnahmen anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Airbag-Steuergeräts war Hanna involviert – ein Anlass, zu dem die verschiedenen Mitarbeitergenerationen aufeinander trafen.
„Als ich die Entwickler von damals zum ersten Mal gesehen habe, hat das der Produktgeschichte plötzlich ein Gesicht verpasst. Von Herrn Suchowerskyj habe ich viel über die ersten Stunden des Produkts und die Zeit von damals erfahren. Besonders beeindruckt haben mich der Umbruch und die Dynamik, die in dem kleinen Bereich steckten”, erzählt Hanna. „Auch heute achten wir in unserem Team auf einen aktiven Wissenstransfer und Austausch. Vor allem für die Arbeit an einem Produkt, das seit 40 Jahren in unterschiedlichen Generationen in Serie ist, ist das sehr wichtig: Es sind die unterschiedlichen Arten, an Fragestellungen heranzugehen, die Impulse, die verschiedenen Blickwinkel und die daraus entstehenden Diskussionen, die das Ganze so bedeutend machen. Diversität ist in jeder Hinsicht eine Bereicherung.”
Erfahrungen teilen mit Bosch Management Support
„So ganz habe ich es nie von Bosch weggeschafft”, erzählt Wadym Suchowerskyj. „Ich bin leidenschaftlicher Ingenieur. Wer das sein ganzes Berufsleben so gerne macht wie ich und damit so verbunden ist, kann schlecht von heute auf morgen einfach aufhören.” Diese Ambition und Leidenschaft vieler ehemaliger Mitarbeiter hat sich Bosch zunutze gemacht und Bosch Management Support (BMS) gegründet. Was 1999 mit 30 Mitarbeitern begann, ist mittlerweile ein Expertenpool von 1 500 Beschäftigten weltweit. Bosch begegnet damit der Herausforderung, Wissen und Erfahrung nicht zu verlieren, wenn Mitarbeiter das Rentenalter erreicht haben. Weitere 12 Jahre nach Eintritt in den Ruhestand stand Wadym Suchowerskyj seinen jüngeren Kollegen als Senior Experte bis vor Kurzem weiter zur Seite.
Projektbezogen war er mehrere Tage oder Wochen am Stück an einem Standort. Oft hat er in dieser Zeit Schulungsunterlagen erstellt, Schulungen als Trainer gehalten oder war beratend für verschiedene Geschäftsbereiche tätig. „Wenn man vor der Aufgabe steht, anderen etwas zu erklären, versteht man es erst richtig. Dadurch habe ich auch selbst eine Menge Aha-Erlebnisse und kann Dinge aus neuen Perspektiven beleuchten. Das ist eines der wichtigsten Dinge im Leben: Man sollte nie müde werden, zu lernen. Es ist ganz wesentlich in technischen Berufen, neugierig zu sein. Man muss verstehen wollen. Und immer offen sein: für Wandel, neue Ansätze, andere Menschen und Kulturen und mit wachen Augen durch die Welt gehen.”
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Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte wurden die Anforderungen an das Airbag-Steuergerät immer größer, die Herausforderungen vielfältiger. Die Produktentwicklung hat die Trends der Automobilbranche stets im Blick: ob künstliche Intelligenz, Konnektivität oder Elektrifizierung. „Natürlich spielt der Insassenschutz auch mit der Automatisierung und Individualisierung der Fahrzeuge weiterhin eine wichtige Rolle. Je mehr das Fahrzeug zum sogenannten Third living space wird, wirken sich neue Innenraumkonzepte auch auf die Sitzpositionen der Insassen aus und erfordern somit innovative passive Sicherheitssysteme", erzählt Hanna. Diese und andere spannende Entwicklungen werden das Team rund um das Airbag-Steuergerät weiter begleiten – mit der Erfahrung langjähriger Experten wie Wadym Suchowerskyj und dem Innovationsgeist junger Kollegen wie Hanna Späth im Rücken. Und immer mit dem Antrieb, durch Technik Menschenleben zu schützen – heute wie damals.